Fasching/Karneval in Dirndl und Lederhose

Wer ein fesches Dirndl im Schrank hat oder einen guten Grund sucht, sich eine üppig bestickte Trachtenlederhose zuzulegen, braucht nur auf die Faschingszeit oder den Karneval zu warten.

In fast allen Bundesländern wird Fastnacht, Fasching oder Karneval gefeiert. Doch die kostümierten Narren und Jecken sind nicht überall so präsent wie in Köln oder Mainz. In Österreich und der Schweiz finden sich ebenfalls Gelegenheiten, seine Tracht als Kostüm auszuführen. In Österreich ist beispielsweise der "Villacher Fasching" als bekannteste Veranstaltung für eine erweiterte Trachten-Nutzung geeignet. In der Schweiz hat sich eine regelrechte Fastnachts-Kultur herausgebildet. Und in Bayern? Um eine Antwort zu finden, sollte man sich einmal diese Karte mit bajuwarischen Faschings-Hochburgen ansehen. Schade, dass man auch in der Faschingszeit dem Bruttosozialprodukt und dem Rentenanspruch entgegen arbeiten muss - sonst könnte man glatt eine Trachten-Pilgerreise in Sachen Fastnacht quer durch Bayern antreten.

Draußen wird wieder geschunkelt

Wenn die Narren und Närrinnen in den kalten Monaten auf die Straße gehen, sollten sie sich warm anziehen. Heutzutage gibt es dazu Funktionsbekleidung, die kaum aufträgt. Am wärmsten ist jene, die einen hohen Merinowoll-Anteil hat. Unter der Trachten-Knickerbocker kann man locker eine knielange Funktionsunterhose anziehen, ohne dass es auffällt. Zahlreiche Faschingsumzüge in Franken laden ein, mit seiner Trachtenbekleidung dabei zu sein. Das Konzept, viel Alkohol gegen den Fröstel-Faktor zu konsumieren, erweist sich in den meisten Fällen als promillereicher Trugschluss. Der Alkohol betäubt lediglich die Erkenntnis, dass man friert - nicht aber das Frieren selbst. Auch der glühende Blick in weibliche Augen hilft nicht immer.

Unter einem feschen Dirndl wird es schon schwieriger, sich nicht zu verkühlen. Mini-Dirndl sind beim Outdoor-Fasching zwar sexy, haben aber eine hohe Fröstel-Garantie. Der Schick der traditionellen weiblichen Bayern-Tracht geht leider flöten, wenn man eine Daunenjacke drüberziehen muss. Viel besser ist es, ein längeres Dirndlkleid zu wählen und eine warme Trachtenjacke aus Wolle überzuziehen. Als wärmende Unterschicht unter dem Dirndl empfiehlt sich ein langärmliges Merino-Unterhemd oder eines aus Seide. Im Übrigen dürfen ja auch die Frauen heutzutage in halblangen Krachledernen zum Fasching gehen. Lange Lederhosen haben den Vorteil, dass niemand die Funktions-Unterhose darunter erkennen kann. Wenn diese besonders schön ist, macht es den Damen doppelt Spaß.

Die Norwegerinnen wissen, wie man als Frau im Dirndlkleid Frostbeulen am effektivsten entgegenwirkt: mit den peppig gemusterten Merino-Unterhosen von Kari Traa zum Beispiel. Möglicherweise stellen sich so modische "Basic Layers" aus Merinowolle ja als erweiterte Flirtfaktoren heraus. Andererseits mag man sie nicht wieder ausziehen, was verhütende Effekte zeitigen könnte. Bedenken Sie jedoch, dass Sie Ihre Trachten-Lederhosen besser nicht an der nächsten Straßenecke ausziehen, um Ihrem Karnevals-Flirtpartner Ihre schicke Woll-Unterwäsche zu zeigen.

"Wolle mer se neilosse?"

Ob man Sie hereinlassen möchte oder nicht: Zu den Prunksitzungen und Karnevalsveranstaltungen in größeren Hallen sollten Sie ein Ticket vorweisen können. Hier ist es egal, wie viele wärmende Anoraks, Handschuhe und Mützen man an der Garderobe abgibt: Gefeiert wird in dem Kostüm, das man angelegt hat. Und was eignet sich bestens als Alltagsbekleidung, Festtagsdress, Oktoberfest-Gewand und Faschingskostüm? Richtig: Trachtenlederhosen, Strickwesten und Haferlschuhe für den Mann, Dirndl, Trachtenschürze und Rüschenbluse für die Dame. Auch mit einem Trachtenrock können Sie eine Menge anfangen, um standesgemäß gekleidet aufzutreten. Beim Karnevals- und Faschingsvergnügen dürfen Sie ruhig etwas übertreiben, was das Outfit angeht. Einen urigen Zwirbel-Bart zum Trachtenhut oder eine Menge Holz vor der Hütt'n können Faschingsvergnügte mittels entsprechender Hilfsmittel erzeugen. Bevor die ganze Gaudi vorbei ist, darf man ruhig einmal Fünfe gerade sein lassen.

Wie viele Lederhosen, Trachtenwesten und Dirndlblusen während des Oktoberfest-Vergnügens beim Fundbüro auf der Theresienwiese abgegeben werden, wissen wir dank entsprechender Statistiken. Es wäre aber müßig, solche Statistiken auch nur versuchsweise für sämtliche bajuwarischen Faschings- und Karnevalsveranstaltungen anzulegen. Bis zum Ende des Faschings darf jeder tun und lassen, was er/sie will. Möchte man seine Tracht jedoch auch zum nächsten Oktoberfest tragen, sollte man sie auch an den närrischen Tagen halbwegs zusammenhalten. Gelingt das nicht, bieten wir Ihnen zeitnah bezahlbare Ersatzteile an. Unsere Empfehlung lautet im Übrigen, nicht die teure Hirschlederne oder das mondäne Designer-Dirndl zum bunten Faschings-Treiben anzuziehen. Gönnen Sie sich lieber eine karnevalstaugliche Trachtenkombination aus unserem Fundus. Wenn Sie damit zum "Tanz der Marktfrauen" auf dem Münchner Viktualienmarkt gehen, um den Abschied von der närrischen Zeit einzuläuten, müssen sie eventuell ramponierte Trachten-Bestandteile wenigstens nicht bedauern.