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Der Cannstatter Wasen 2016

Der Cannstatter Wasen 2016

Eigentlich gibt es ja zwei Stuttgarter Volksfeste: das 1818 erstmals veranstaltete "Cannstatter Volksfest" und das ebenfalls auf dem Wasen ausgerichtete "Cannstatter Frühlingsfest". Der Wasen ist der Platz, auf dem beide Feste traditionell stattfinden. Daher hat es sich im Volksmund etabliert, zum "Cannstatter Wasen" zu gehen. Das tut man zweimal im Jahr oder öfter, denn der Wasen wird auch für Zirkusgastspiele, Open Air-Veranstaltungen und das landwirtschaftliche Hauptfest genutzt. Der Festplatz ist heutzutage Teil des Neckarparks. Er liegt am Ufer des gleichnamigen Flusses. Das Cannstatter Frühlingsfest 2016 findet vom 16.April bis 8. Mai 2016 statt, das Cannstatter Volksfest beginnt am 23. September und endet am 09. Oktober 2016.

Der Cannstatter Wasen - ein zweites Oktoberfest?

Mitnichten sehen die Stuttgarter ihre traditionellen Volksfeste als Abklatsch des Münchner Oktoberfestes. Auch wenn manche Gäste meinen, hier ihre bayrischen Dirndl und Lederhosen tragen zu müssen und auf Gaudi aus zu sein, bestehen die Stuttgarter auf ihre regionale Eigenständigkeit. Doch da der Wasen im Herbst eine Woche nach dem Oktoberfest stattfindet, liegt es für manchen einigermaßen nahe, die Oktoberfestzeit auszudehnen. Zahlreiche Gemeinsamkeiten sind kaum zu übersehen. Auch hier warten Bierkrüge, Lebkuchenherzen und das Almhüttendorf auf Feierwillige.

Man bewirbt den Wasen mit seinen 320 Schaustellern und Zelt-Wirten als "größtes Schaustellerfest" in ganz Europa. Ursprünglich war es aber - wie die Fruchtsäule als Relikt dieser Zeit andeutet - ein landwirtschaftlich geprägtes Erntedank-Fest. Neben den sieben Bierzelten finden sich auch zwei Weinzelte und diverse kleinere Gastronomen auf der Festwiese - mal abgesehen von all den Festzeiten, die im Laufe der Jahrzehnte bereits das Zeitliche gesegnet haben. Die Zelte der großen Brauereien Dinkelacker, Schwabenbräu und Stuttgarter Hofbräu bilden zusammen mit der hoch aufragenden Fruchtsäule - dem Wahrzeichen des Wasen - das Zentrum des Cannstatter Volksfestes. Das Almhüttendorf ist ein weiterer gastronomischer Großbetrieb mit 1.500 Plätzen. Die wichtigen Wasenzelte sind

  • das Dinkelacker-Festzelt
    von Dieter und Werner Klauss
    mit 5.300 Sitzplätzen

  • Grandls Hofbräu-Zelt
    von Hans-Peter Grandl
    mit 5.800 Plätze
    Besonderheiten: das „Königlich-Württembergische Hofbräu-Regiment“ spielt in historischen Kostümen auf. Biergarten mit Cabrio-Schiebedach.

  • das Schwaben-Bräu-Festzelt
    von Michael Wilhelmer
    mit 5.000 Sitzplätzen

  • das Festzelt Göckelesmaier
    von Karl Maier
    mit 4.000 Plätzen
    Besonderheit: die "Gay-Chicken-Night“

  • das Cannstatter Wasenzelt
    von Sonja Merz
    mit 3.500 Plätzen

  • der Wasenwirt
    von Max Rudi Weeber
    mit 2.900 Plätzen
    Besonderheiten: wird als Partyzelt eingesetzt, z. B. für die „SWR3-Wasenparty“, den „Megapark Mallorca“ oder die Gaydelight-Party).

Auf dem Wasen ist immer was los!

Klar, dass sich immer dreimal mehr Schausteller für den Wasen bewerben, als die Festwiese fassen kann. Wie beim Oktoberfest auch, wird alle vier Jahre auf dem Wasen ein landwirtschaftliche Hauptfest veranstaltet. Es dauert neun Tage und liegt traditionell in der ersten Wasenwoche. Hier muss man Eintritt bezahlen. Anno 2000 erschien erstmals die Cannstatter Volksfestzeitung, die auch 2016 wieder alle Wasenfans über alles Interessante informieren wird. Seit 1965 gibt es auf dem Wasen die kostenlose Heimweghilfe. Daran sollte sich das Oktoberfest mal ein Beispiel nehmen! Jeder Volksfestbesucher, der eine Maß zu viel genossen hat und mit dem Auto da ist, kann diesen Nach-Hause-Bring-Service nutzen. Ein stocknüchterner Fahrer bringt den Betrunkenen mit dem eigenen Auto nach Hause. Für seine Rückfahrt mit dem Taxi muss man aufkommen. Die Telefonnummer der Heimweghilfe ist ab 20 Uhr an jedem Wasentag freigeschaltet und lautet +49 711 9554-3333.

Auf dem Krämermarkt kann man Flohmarktatmosphäre genießen. Am ersten Sonntag des Herbst-Wasenfestes 2016 findet der traditionelle Festumzug mit Festwagen und kostümierten Fahnenschwenkern statt. Welche Attraktionen das Cannstatter Frühlingstest 2016 bieten wird, kann man dann unter diesem Link ermitteln. Auch wenn die Cannstatter Wasenfeste medial ein bisschen im Schatten des Oktoberfestes stehen, sind die Hotels in Stuttgart ebenso schnell ausgebucht. Man trifft mit Glück auf Prominente, die allerdings bevorzugt aus der Region stammen: Daimler-Chef Dieter Zetsche, Schlagersänger Jürgen Drews, den einen oder anderen VfB-Spieler oder B-Promis wie Gina-Lisa Lohfink. Man bleibt bei den Wasenfesten lieber unter sich. Genau das macht den Charme dieses Volksfestes aus.

Wasen oder Wiesn - was geht?

Mancher findet es nicht gut, dass der Wasen zur reinen Karnevals-Kostüm und Komatrinker-Party mutiert ist, das traditionell mit einem Musikfeuerwerk endet. Trotzdem möchte niemand, dass es nur noch Apfelschorle gibt. Im Übrigen ist niemand verpflichtet, sich auf dem Wasen 2016 die Kante zu geben. Gut für's Geschäft der Wirte ist es aber allemal. Mit jedem Bierchen wird es weniger wichtig, wer denn nun das bessere Volksfest auf die Beine stellt: Stuttgart oder München. Nicht jeder Superlativ, denn die Münchner für sich reklamieren, ist auch erstrebenswert. Fakt ist: auf dem Wasen ist die Maß Bier etwas preisgünstiger. Wer Schwabe ist, fühlt sich auf der Festwiese Zuhause. Auch hier kommen viele ausländische Gäste, um mit den Stuttgartern zu feiern. Sie lassen sich aus dem Elsass, aus Belgien, den Niederlanden und aus der Schweiz per Bus zum Wasen bringen. Am letzten Wasen-Wochenende meint man oft, eine Schweizer Invasion zu erleben.

In die Festzelte auf dem Wasen 2016 kommt man wieder kostenlos - aber wer einen Platz ergattern möchte, muss früh kommen. Besser ist es, direkt nach dem Wasen des Vorjahres direkt beim Festwirt zu buchen. Zu den wichtigen Festzelt-Besitzern kommt man hier. Solange der Wasen 2016 sich in Konkurrenz zur Wiesn sieht, opfert er seinen persönlicheren Charakter zugunsten von Oktoberfest-Gigantismus. Das weckt leider zunehmend gemischte Gefühle bei den Stuttgartern - und das ist auch gut so. Wie ausführlich in der Stuttgarter Zeitung berichtet wurde, sieht die alljährliche Wasenbilanz in den Augen einer Bierzeltbetreiberin, eines Fahrgeschäft-Inhabers oder eines Innenstadtwirtes sehr unterschiedlich aus. Letztere äußern sich zunehmend kritisch. Wenn sturzbetrunkene Wasenbesucher in Tracht noch einen Absacker in der Innenstadt nehmen möchten, stehen sie meist vor verschlossenen Türen. Ein Aufkleber mit durchgestrichener Lederhose ist das Resultat aus zu viel bierseliger Randale.

Interessanterweise wurde 2015 der "Trachten-nein-danke"-Aufkleber der "Yart"-Bar am Stuttgarter Hirschbuckel zum unerwarteten Verkaufsschlager. Wie es scheint, teilen viele Stuttgarter die Ansichten des genervten Innenstadtwirtes. Auch ein Wasen-Urgestein äußert sich über den steigenden Stress durch alkoholisierte Wasenbesucher.

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