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Oktoberfest in Chinas Hafenstadt Qingdao

Oktoberfest in Chinas Hafenstadt Qingdao

Dem Oktoberfest in der chinesischen Hafenmetropole Qingdao in der Provinz Shandong hat sogar die "Süddeutsche" schon eine längere Bildstrecke gewidmet. Das größte Volksfest Chinas heißt korrekt "Qingdao International Beer Festival". Es wurde vor 25 Jahren als besonderes Event aus Anlass des 100. Stadtjubiläums begründet. Chinas Oktoberfest erfreute sich auf Anhieb so großer Beliebtheit, dass man bei dieser Tradition geblieben ist.

"Gan Dong" - Hoch die Tassen!

Das fünfundzwanzigste Bierfest in Qingdao wird gleich an zwei Spielorten stattfinden: Der "Golden Sands Beach" am "Wan Ren Square" wird fast den ganzen August über in eine Feststätte verwandelt. Ebenso dient das "Century Plaza" im Laoshan-Distrikt als Ersatz für die Theresienwiese. Traditionell beginnt das Oktoberfest in Qingdao in der zweiten Augustwoche und dauert bis zum Monatsende. Beim größten Bierfest Asiens präsentieren nationale und internationale Brauereien ihre Biersorten. Die Chinesen sind mit ihrem eigenen Tsingtao-Bier vertreten. Dieses wurde 1903 von einem chinesischen Brauereimeister eingeführt, der in München sein Handwerk gelernt hatte. Die asiatische "Sailing City" hat mit ihrem Oktoberfest-Nachahmer eine Attraktion zu bieten. Hebt man den Bierhumpen, sagt man in Qingdao "Gan Dong" oder "Gan Bei" - was so viel heißt wie "Tassen hoch". Auf zahllosen Bühnen wird Musik geboten. Ausländer werden in Qingdao so gerne zum Bier eingeladen, dass sie sich vor den Folgen zu vieler Einladungen hüten müssen.

Nach dem Eröffnungskonzert geben sich die Chinesen beim einheimischen Oktoberfest genauso gerne dem Biergenuss hin wie die Bayern. Sie tanzen dann auch schon mal jodelnd auf dem Tisch. Bierverkostungen, Riesenrad-Fahrten, Trinkwettbewerbe, Fahrgeschäfte und ähnliche Vergnügungen gehören zum "Qingdao International Beer Festival". Dieses bekam über die Jahre immer mehr Attraktionen und wurde systematisch ausgebaut. Ohne Karaoke-Bar geht hier allerdings gar nichts.

Bierseligkeit auf chinesische Art

Manches wird auf diesem Oktoberfest nach chinesischen Maßstäben uminterpretiert. Wer sich nicht im Karohemd zur Krachledernen auf die Festwiese traut, trägt eben ein Fußballtrikot der deutschen Nationalmannschaft. Woher diese Begeisterung für Deutschland kommt, lässt sich erraten: Qingdao war 17 Jahre lang deutsche Kolonie. Man sieht die deutschen Einflüsse noch in der Stadt-Architektur. Die bereits erwähnte Tsingtao-Brauerei vertritt den Biergeschmack der Deutschen. Dass das "Qingdao Beer Festival" sich so deutlich an das Münchner Oktoberfest anlehnt, ist also kein Wunder. In den Bierzelten herrscht eine ähnliche Stimmung. Man sieht Dirndl und Kleider, die sich an den bajuwarischen Dirndl-Look anlehnen, aber unverkennbar chinesischen Ursprungs sind. Die Preise sind im Vergleich zum sonstigen Bierpreis astronomisch. Zwei bis drei Millionen jährlichen Besuchern machen solche Kalamitäten nichts aus. Man futtert Steckerlkraken - frittierten Tintenfisch als Schaschlik-Spieß -, Krabbenbrötchen oder Austern. Viele Besucher nehmen eine tagelange Zugfahrt in Kauf, um dabei zu sein.

Die Stadtväter sehen dieses Bierfest positiv. Manchem chinesischen Funktionär stößt die ausufernde Festivität aber zunehmend sauer auf. Das ist vor allem deswegen der Fall, weil Chinas Staats- und Parteichef 2014 anordnete, dass das Land sparen müsse. Folglich wurde den Parteifunktionären die Teilnahme an Banketten und Festveranstaltungen wie der in Qingdao verboten. Der Sparwut fiel 2014 auch das Eröffnungskonzert des Beer Festivals zum Opfer. Einen Einbruch der Bierlaune bedeutete das allerdings nicht.

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