Die Lederhose

Die Lederhose

Wer von Tierhaut als zweiter Haut profitiert Trachten Lederhose
Leder ist gegerbte Tierhaut. Gut verarbeitet bietet die Ware Vorteile wie Atmungsaktivität, Geräuschsarmut, Bewegungsfreundlichkeit, Strapazierfähigkeit und nicht zuletzt zeitlose Eleganz. Zeitlos ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn seit das Leder als Material für die Bekleidungsindustrie entdeckt wurde, ist es als solches konstant beliebt. Jäger zum Beispiel profitieren seit einer Ewigkeit von der Geräuscharmut, Atmungsaktivität und Bewegungsfreundlichkeit von Lederhosen, weil sie sich so besser in unzugänglichem Gelände bewegen können und zugleich vor Ästen und verletzungsgefährlichen Ranken geschützt sind. Ebenso hoher Beliebtheit erfreut sich Leder seit jeher im Reitsport, denn die Strapazierfähigkeit von eleganten Ganzleder-Reithosen war und ist den hohen Belastungen beim Reiten optimal angepasst. Ein anderer Freizeitbereich, der ohne Lederartikel kaum auskommen würde, ist heutzutage der Motorradsport. Die schützenden, atmungsaktiven und widerstandsfähigen Eigenschaften des Materials sorgen bei Unfällen vor und und halten nicht nur Wettereinflüsse ab, sondern haben sich auch zum Schutz vor Sturzverletzungen bewährt. Durch ihre Zeitlosigkeit und ihren eleganten Touch eignen sich Lederhosen von diesen Spezialbereichen abgesehen aber auch als Kleidungsstück für nahezu jeden anderen Anlass. Ob im Job oder auf einer Party: Wer Leder trägt, glänzt im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist vermutlich jedem bekannt, aber überraschend ist für die meisten Menschen die lange Tradition, auf die Lederprodukte zurückblicken. Schon vor Jahrtausenden entdecken Jäger und Sammler den hohen Wert, den Tierhäute als Bekleidungsmaterial besitzen. Wer die Tierhaut trugt, wie eine zweite Haut, war schon damals vor Wind, Wetter und Verletzungen sicher.

Die Tadition der Lederbekleidung ist Jahrtausende alt

Die ältesten Funde von ledernen Tierhäuten gehen auf die Altsteinzeit zurück. 8000 vor Christus trug man demzufolge schon Leder, aber erst zur Zeit des Mittelalters um 1500 nach Christus ging man über das Gerbverfahren der Lohgerbung in Richtung Industrialisierung. Etwa 350 Jahre darauf entdeckte man Chromsalze für das Gerbverfahren und die industrielle Produktion von Leder nahm ihren Lauf. Zuvor hatte man in erster Linie Öle und Fette zur Gerbung eingesetzt, wie sie noch heute mit den Holzgerbstoffen Quebracho, Mimosa und Kastanie oder dem Fruchtgerbstoff Tara zur Produktion von sogenanntem "vegetabilem Leder" eingesetzt werden. Mit den Jahren etablierte sich eine Vielzahl weiterer Gerbverfahren, so zum Beispiel die Gerbung mit Aldehyd-Gerbstoffen oder synthetischen Gerbstoffen. Jeder Gerbung voraus gehen die Weiche und der Hautaufschluss des Materials. Bei der Weiche wird die Haut in Wasser eingelegt und gereinigt. Der anschließende Hautaufschluss ist je nach Hersteller unterschiedlich, meist sind aber Kalk, Sulfide und Enzyme an dem Prozess beteiligt. Die Tierhaut soll so enthaart und aufgelockert werden. Beim Entfleischen entfernt man mechanisch die Unterhaut. Danach wird gespalten, das heißt die enthaarte Haut wird horizontal einmal oder mehrmals durchgeschnitten. Dabei entsteht ein Narbenspalt mit Retikularschicht, Papillarschicht und Fleischspalt. Beim Entkälken entfernt man schließlich die Äschermaterialien aus der Haut. Falls es sich um eine Haut mit hohem Naturfettgehalt handelt, wird sie außerdem entfettet. Auf diese umfangreichen Vorbereitungen folgt schließlich die eigentliche Gerbung, die das native Eiweiß gänzlich aus der Haut entfernen soll, um Verfall auszuschließen. Jede Gerbung besteht aus Entquellung des Kollagens, Eindringen des Gerbextrakts und Bindung an die Hautfasern. Weichheit, Farbe und Fülle des Leders werden bei der Nasszurichtung bestimmt. Bei der darauffolgenden Trocknung entwässert man die Haut auf einen Flüssigkeitsgehalt zwischen 12 und 15 Prozent. Im letzten Schritt, der Trockenzurichtung, bestimmt der Gerber die endgültigen Oberflächeneigenschaften der Tierhaut, so beispielsweise den Glanz.

Lederware unterscheidet sich in Gerbung, Tierart und Verarbeitung

Lederware ist nicht gleich Lederware, denn herstellerbezogen kann eine Tierhaut innerhalb des Gerbverfahrens gänzlich unterschiedliche Formen annehmen. Nappaleder ist zum Beispiel besonders weich, chromgegerbt und weist volle Narben auf. Juchtenleder ist dagegen sehr dicht, geschmeidig und fest. Da es mit Birkenöl bearbeitet wird, neigt es zu einem äußerst unangenehmen Geruch. Spaltleder ist wiederum Leder, das von der Fleischseite der Retikularschicht abgespalten wurde, wobei die unterste Schicht den geringsten Wert aufweist. Diese drei Beispiele sind nur ein paar wenige von Dutzenden. Wer einen Volltreffer beim Kauf von Lederware landen möchte, sollte sich wegen der großen Qualitätsunterschiede hinsichtlich der Gerbverfahren zumindest ein bisschen mit der Wissenschaft der Gerbung vertraut machen. Grundwissen ist zum Beispiel der Unterschied zwischen Glattleder und Rauleder. Raulederarten, wie das Nubukleder sind auf der Oberfläche anders als Glattlederarten leicht angeschliffen. Auch Velour ist Rauleder und wurde somit angeschliffen. Anders als beim Nubukleder findet der Anschliff in diesem Fall aber auf der Fleischseite der Haut statt. Auch bei Glattleder kann die Oberflächenbeschaffenheit stark variieren und so zum Beispiel strukturiert, geprägt oder genarbt ausfallen. Während Glattleder leichter zu pflegen ist, sagt man Rauleder hohen Pflegeaufwand nach. Entscheidend ist für die Lederqualität abgesehen von all diesen Unterschieden aber zum Beispiel auch die Stärke. Neben dünnen Stärken lassen Knie- oder Kehlnähte auf minderwertige Produkte schließen. Beim Kauf von Lederware muss der Käufer also so einiges wissen und das Kleidungsstück mit exakter Ausrichtung auf seine persönlichen Bedürfnisse auswählen. Das heißt zum Beispiel auch, dass er die verschiedenen Arten von Lederhosen genaustens kennen sollte. Vielleicht sollen es besonders modische Lederhosen sein, die sich auf einer Party gut machen, womöglich sogar lederne Hotpants. In diesem Fall wäre die Stabilität und Stärke der Hose vielleicht nicht so entscheidend, wie für tatsächliche Gebrauchshosen. Extra stabil, aber nicht unbedingt modisch sollten Lederhosen für den Motorrad- oder Reitsport ausfallen. Wieder andere Ansprüche stellt derjenige, der sich nach Trachtenlederhosen umsieht und von dem Kleidungsstück daher eventuell Eleganz und Festlichkeit erwartet. Drei Grundsäulen sind so für den Einkauf entscheidend: Das Wissen über die Herstellungsunterschiede, eine Ahnung von den eigenen Ansprüchen und zu guter letzt eine Idee von den verschiedenen Tierhäuten, aus denen Leder gearbeitet wird. Die Tierart bestimmt neben der Optik auch über die Widerstandsfähigkeit der Ware. Exotischere Sorten wie Schlangenleder, Krokodilsleder und Känguru- oder Straußenleder sind wenig verbreitet. Schweinsleder, Rindsleder und Schafsleder sind dagegen die häufigsten Sorten, da diese Tiere ohnehin zur Fleischproduktion gezüchtet werden. Schafsleder ist in der Regel Lammleder und fällt etwas leichter aus, als Rindsleder, das beispielsweise für Motorradbekleidung verwendet wird. Für Trachtenbekleidung findet am häufigsten Hirsch- und traditionell auch Ziegenleder Einsatz, da diese Formen weicher ausfallen als das Leder anderer Tierarten.

Das Revival der Trachtenlederhose

Die Trachtenmode wusste seit jeher von der Eleganz und Funktionalität der Lederhose. Besonders im bayrischen und österreichischen Gebirgsraum kam der ledernen Beinbekleidung innerhalb der Männerbekleidung demzufolge Jahrhunderte lang hohe Bedeutung zu. Man trug sie als kurze Hose oder Kniebundhose. Die kniefreie Variante war vor allem bei der Arbeit und auf der Jagd beliebt, während man zu feierlichen Anlässen die Kniebundhose aus dem Schrank holte. Ein Hosenlatz sowie eine Messertasche gehörten zu der traditionellen Tracht, die innerhalb Deutschland lediglich südlich von München verbreitet war. Eine Sonderform war seit jeher die Dachauer Lederhose, eine Stiefellederhose mit langen und eng geschnittenen Hosenbeinen. Neben traditionellen Bestickungen, so vor allem Jagdmotiven, zierte den Gesäßbereich eine sogenannte Tellernaht, die je nach Verbreitungsraum verschiedene Ausrichtungen annahm. Über lange Zeit empfand man die Traditionstracht zu anderen Anlässen als beispielsweise dem Oktoberfest oder dem Trachtenvereinstreffen als altbacken, konservativ und bieder. Mittlerweile hat sich das aber geändert, denn wie auch der Rest der Trachtenmode erfreut sich die Lederhose heute deutschlandweit eines Revivals. Der Grund dafür bleibt spekulativ. Während die einen von einer Rückbesinnung auf Tradition sprechen, machen die anderen den Modetrend des Retro-Stils für das Wiederaufleben der Tracht verantwortlich. Man mag sich über den Grund für den wiederauflebenden Trend zwar streiten können, aber unabstreitbar bleibt die immer stärkere Ausbreitung der Lederhose. Menschen allen Alters tragen die Tracht zu allen möglichen Anlässen: Promis werden damit auf dem roten Teppich gesichtet und sogar auf Techno-Partys und anderen, wenig traditionellen Festen trifft man Träger an. Meist tragen gerade jüngere Trachtler heute aber nicht die tatsächliche Traditionstracht, sondern moderne Interpretationen. Die Stickereien sind mittlerweile motivisch nicht mehr gen Jagdbereich orientiert, sondern können knallig ausgefallene Formen annehmen. Statt den traditionellen Bundhosenstrümpfen, Haferlschuhen und Hosenträgern sowie einem schlicht monochromen Hemd dürfen es heute auch extravagantere Kombinationen sein. Bunte, kräftig farbige und körperbetonte Hemden unter einer auffällig farbigen Weste sind nur ein Beispiel für den modernen Touch, den die Restbekleidung den Hosen mittlerweile geben kann. Auch an den Schnitten der Lederhosen hat sich etwas verändert. Neben Lederjeans im Five-Pocket-Schnitt gibt es heute sogar trendige Bermudashorts aus Leder. Der Used-Look hat sich als Trend durchgesetzt. Das heißt wie auch im verwandten Retro-Look sind sämtliche Gebrauchsspuren auch auf den Lederhosen willkommen. Für die Vintage-Optik sorgen aufwändige Bearbeitungen im Werk, die die Hosen ausgewaschen und getragen aussehen lassen. Dass die eine Rückbesinnung auf Leder stattgefunden hat, sollte letztlich jede Berechtigung haben. Kaum ein Material hat so lange Tradition in der Bekleidungsindustrie und kaum eines ist so zeitlos. Dass Leder je wirklich aus der Mode geraten wird, ist schon deshalb unvorstellbar.